Der SUV-Boom hält weiter an. Selbst in der Bonsai-Fraktion mit 4,20 Meter langen Fahrzeugen. Diese will Ford mit dem neuen EcoSport nun aufmischen.
Der EcoSport wurde in Brasilien konstruiert, in Indien gebaut. Doch wie schlägt sich dieses Weltauto gegen den Franzosen Renault Captur und Peugeot 2008? Der Autobild-Vergleich zeigt’s.
Getestet wurden jeweils die Versionen mit Vorderradantrieb und 125 PS (Ford) bzw. 120 PS starken Benzinern.
Ford EcoSport 1.0 EcoBoost
1.0-Liter-Dreizylinder • 125 PS • 6,7 Liter Testverbrauch • Testwagenpreis: 20 200 Euro
Optisch kommt der EcoSport als Schmalbrust-Macho daher. Vorn riskiert er eine dicke Lippe mit aufgerissenem Kühlergrill, hinten trägt er das Reserverad an der Heckklappe, als sei er der kleine Bruder des Land Rover Defender. Das ist weder Eco noch Sport, sondern eher der Stil geländegängiger Wühler der Offroad-Fraktion.
Optisch gibt sich der Ford EcoSport als Schmalbrust-Macho
Damit hier erst gar kein Missverständnis aufkommt: Mit Matsch und Schlamm hat dieser Ford ebenso wenig am Hut wie Renault und Peugeot. Allenfalls die höhere Bodenfreiheit verschafft dem Trio etwas Bewegungsfreiheit auf abenteuerlichen Abwegen.
Genau wie die Konkurrenten gibt es den Ford nur mit Vorderradantrieb. Gut so: Denn das spart vor allem Sprit. Zwischen 6,7 (Ford) und 7,5 Liter (Peugeot) verbrauchen die Testwagen im Schnitt. Dass der Ford beim Spritsparen besonders talentiert ist, hat einen simplen Grund: Sein Motor, nur einen Liter klein, ist ein hochmoderner Dreizylinder. Dieser „Eco-Boost“ getaufte Knirps quetscht sich 125 PS aus dem Leib, ist also ein ausgesprochen munterer Typ. Er rumort lustig und kernig, bleibt dabei überraschend laufruhig. Passt.
Peugeot 2008 VTi 120
1.6-Liter-Vierzylinder • 120 PS • 7,5 Liter Testverbrauch • Testwagenpreis: 19 950 Euro
Beim Peugeot ist der Motor die Schwachstelle. Mit seinem 1,6-Liter-Vierzylinder ist der 2008 theoretisch zwar gut gerüstet, doch der betagte Motor tut sich schwer.
Trotz kurzer Getriebeübersetzung wirkt der kleine SUV zäh und zugeschnürt. Auf der anderen Seite krakelt er lautstark, weil er ständig durch das Fünfganggetriebe in hohen Drehzahlen arbeiten muss.
Dass der 2008 bei den Fahrleistungen trotzdem gut im Rennen liegt, verdankt er seinem geringeren Gewicht. Mit 1220 Kilo wiegt er 80 Kilo weniger als Ford und Renault.
Renault Captur TCe 120 EDC
1.2-Liter-Vierzylinder • 120 PS • 6,8 Liter Testverbrauch • Testwagenpreis: 21 290 Euro
Beim Renault kommen die Probleme aus einer anderen Ecke. Sein Vierzylinder überzeugt im Prinzip. Laufruhig ist er, kräftig, sparsam.
Nachhaltig gedämpft werden Laune und Temperament vom automatischen Doppelkupplungsgetriebe, bei Renault EDC genannt, das mit diesem Motor serienmäßig kommt. Was für ein zäher Zahnradhaufen! Beim Überholen schaltet das Getriebe viel zu langsam und spät zurück.
Da gehen wertvolle Sekunden für die Überholsicherheit verloren. Kurz: EDC ist ein Spaßkiller, der allenfalls beim ruhigen Dahingleiten mit sanften Gangwechseln überzeugt.
Wobei diese Art der Fortbewegung zum Captur am besten passt. Große, weich gepolsterte Sitze, ein nicht zu fest abgestimmtes Fahrwerk und die leichtgängige Lenkung mischen sich zu einer sanften Melange, im Kern durchaus typisch französisch. Der Peugeot verfolgt einen anderen Weg: ein wuseliger, strammer abgestimmter Cityflitzer, dieser 2008. Das kleine Lenkrad prägt den Fahrstil. Handlich, direkt, sportlich.
Sein Innenraum ist gefühlt eine Nummer enger als der von Renault und Ford.
Vor allem im Fond stoßen lange Beine schnell an ihre Grenzen, die Lehnen der Vordersitze. Die übrigens in diesem Vergleich am meisten an Kleinwagen erinnern: knapp geschnitten, nicht gerade üppig gepolstert.
Die vorderen Sessel des Ford EcoSport wirken wie die des Fiesta. Ganz okay also, mit ausreichend Seitenführung und langstreckentauglich gepolstert. Als kleiner Hochsitz ist der Ford bestens gerüstet. Fahrer und Beifahrer thronen leger über dem Verkehrsgetümmel. Vor allem: noch einmal drei bis sechs Zentimeter höher als im Renault und im Peugeot.
Und beim Fahren fühlt sich der Ford an, wie er aussieht: ein wenig rustikal, mehr wie ein richtiger Geländewagen. Brav, gutmütig, etwas schaukelig. Nein, ein feinfühlig abgestimmtes Fahrwerk, wie wir es bei anderen Ford-Modellen gewohnt sind, zeichnet den Neuling nicht aus. Bei aller Kritik kann man dieses leicht schunkelnde Fahrverhalten sogar sympathisch finden.
Bei aller Kritik kann man dieses leicht schunkelnde Fahrverhalten sogar sympathisch finden.
Doch es gibt andere Dinge, die uns am neuen Ford kräftig stören – und seinen Sieg verhindern:
► Die öde Plastikwüste im Innenraum. Alles ist hier hart, fühlt sich kalt und öde an, ist zudem umständlich zu bedienen. Gerade der Peugeot zeigt, wie liebevoll und hochwertig ein Auto dieser Klasse wirken kann. Und Renault peppt den Captur mit Klavierlack und großem Multimedia-Bildschirm auf.
► Die zur Seite aufschwenkende EcoSport-Heckklappe ist in engen Parkplätzen nicht praktisch. Wenn nämlich ein Auto dicht hinter dem Ford parkt, gibt sie nur einen besseren Briefschlitz zum Einladen frei.
► Und wenn der Ford schon so rustikal daherkommt – warum darf er dann nicht mehr ziehen? Nur 750 Kilo (gebremst) reichen kaum für einen nassen Laubhaufen. Renault und Peugeot dürfen 1200 und 1270 Kilogramm an den Haken nehmen.
Punkt für Punkt verglichen, verzockt der Ford den Sieg. Modisch mag er ja sein – doch zum Massenauto taugt der EcoSport nicht.
Fazit
Gewinner ist ... der Renault! Irgendwie merkt man dem neuen Ford EcoSport an, dass er nicht aus dieser Welt ist. In Brasilien konstruiert, in Indien gebaut – das Ergebnis enttäuscht. Dem Fahrwerk fehlt der Feinschliff, das Interieur wirkt billig. Renaults Captur wirkt da viel moderner und ausgefeilter im Detail. Dem recht engen Peugeot 2008, der auch bei Motor und Getriebe missfällt, bleibt der dritte Platz.